Wuuuuiiiiiuuuiiiiuuuuiiii statt Tatütata

| | Posted On Samstag, 10. Dezember 2011 at 12:59

Früh klingelte der Wecker, um 5:00 ging es raus! Dienstbeginn ist wohl offiziell um 7:00 Uhr, aber wie bei uns ist ja vorher Schichtwechsel und so. FÜr alle nicht Rettungsdienstinteressierten könnte dieser Bericht ziemlich langweilig werden. Fotos habe ich leider keine, da man das ja nicht durfte.

Meine beiden Ambulance Officers waren Chris und Monique, beides Level 4 Paramedics (Level 5 sind Intensive Care Paramedics, die mit Motorrädern oder flotten Geländewagen nachalarmiert werden können). Die Wache war relativ groß, 5 Rettungswagen auf engstem Raum zusammengequetscht, entsprechend viel Gewusel herrschte rund um die RTWs bei der Übergabe.



Wobei man von RTWs eigentlich nicht sprechen kann, von der Größe können sie mit manchen deutschen KTWs nicht mithalten. Die grundsätzliche Ausstattung kommt auch nicht an unsere RTWs ran. Hinten sitzt der Paramedic direkt neben der Trage, die einfach so auf dem Boden festgemacht wird. Es gibt keinen federnden Tragetisch oder irgendeine Möglichkeit die Trage zu kippen. Drumherumlaufen geht sowieso nicht, stehen kann man in dem Wagen auch nicht. Das EKG kann man vom Sitzplatz auch nicht bedienen. Hochmodern ist die Elektronik im Auto:

An der Schiebetür, den sitzen hinten und vorne im Armaturenbrett befinden sich Touchscreens, über die sämtliche Beleuchtung (und Absaugpumpe, Standheizung) geschaltet wird. Ich fand das richtig cool, allerdings nur am Anfang. Als wir dann doch mal mit Sirene gefahren sind, warf der Touchscreen vorne plötzlich eine der typischen Windowsfehlermeldungen aus, und bevor die nicht bestätigt war, konnte Chris die Sirene nicht auschalten...hahahah. Da lobe ich mir doch simple Elektronik mit robusten Schaltern.

Ich hätte es ja nicht gedacht, aber wir haben die Wache um 7:00 verlassen und sind erst um 19:15 zurückgekommen. Wird hatten insgesamt 9 Patienten, aber leider nichts australien tpyisches, wie eine Haiattacke und ein NOtfall auf der Harbour Bridge. Das ganz normale Drama: Herzinfarkt, Psychos, Epilepsie, Einweisung. Ein schockierender Unterschied gegenüber Deutschland war das Fahren mit Sirene. Drei dringende Einsätze wurden von der Leitstelle gemeldet, aber Chris benutzte sogut wie nie "Lights & Sirene". Er meinte es sind ja doch nur wenige Minuten, die man schneller da ist und da gibt es sich den Streß nicht. Na klar, es war viel Verkehr in der Innenstadt von Sydney, aber an einer roten Ampel warten, wenn ein Herzinfarkt gemeldet wird..mmhh...also dann können wenige Minuten schon über Leben und Tod entscheiden. Hier zeigt sich also auch die australische Leichtigkeit und Gelassenheit.  "No worries mate, the patient will wait for us."
Wie zu Hause: Wenn hier der Polizei ein Patient in die Hände fällt, fordert sie den Rettungsdienst auch immer dringend an. Meistens unberechtigt. Bei dem Transport mit Polizeibegleitung konnte ich im POlizeiauto mitfahren und erfuhr einige nette Dinge. So haben die Polizeiautos jeweils vorne und hinten eine Kamera und scannen damit die Nummernschilder der Autos. Innerhalb von wenigen Sekunden werden diese dann an den Zentralrechner übermittelt und kontrolliert, ob das Auto zugelassen oder gestohlen ist. Eigentlich nicht verkehrt. Wer aber in Deutschland diesen Vorschlag bringen würde, versaut seine politische Karriere für immer. Außerdem hat mir der Polizist versichert, dass die kleinen Boxen am Heck von jedem Polizeiauto tatsächlich für den Menschentransport sind. Jeder der irgendwie in Gewahrsam genommen wird, kommt in diesen Käfig. Er konnte mir glaubhaft versichern, dass das unbedingt nötig sei und war sehr überrascht, dass die bösen Jungs bei uns auf der Rückbank mitfahren. Der Polizist war richtig gesprächig und erzählte auch, dass zur Zeit keine Geschwindigkeitskontrollen gemacht werden, weil die Polizei gegen die Regierung streikt und der somit Geld verloren geht.

Das verwundernste Erlebnis des ganzen Tages war die jeweilige Übergabe im Krankenhaus. Unter einer halben Stunde kamen wir nicht wieder raus. Die längste Wartezeit waren fast eine Stunde. Und wir waren nicht mal die einzigen Paramedics, insgesamt tummelten sich 12(!) Paramedics im Flur vor dem Emergency Room und warteten darauf, dass sie ihren Patienten abgeben konnten. Hallo!?!? Der Patient beibt so lange in der Verantwortung des RD, bis ein Bett in einer Kabine frei ist. Lange Wartezeiten wären hier vollkommen normal. Um das Problem haben die sich hier was verrücktes ausgedacht: Es gibt RD-Fahrzeuge, die nur Tragen und Paramedics an Bord haben. Die Fahren dann in die Krankenhäuser, geben den wartenden Paramedics eine leere Trage und passen auf die Patienten auf, damit der RTW weiterfahren kann. Trotzdem müssen aber viele noch warten. Oh man.


Trotz langweiliger Routineeinsätze war er Einblick in den australischen Rettungsdienst wirklich sehr interessant. Unter anderem haben mir die Eindrücke deutlich gemacht, dass ich nicht hier im Rettungsdienst arbeiten möchte (falls sich irgendwann mal die Frge stellen würde). Auf dem Land ist es sicherlich anders und ruhiger, aber die RTW sind trotzdem winzig und die Arbeitsweise ist ähnlich. Letztendlich fehlt mir auch der ruhige Klang unseres (natürlich Pressluft)Martinhorns. Bei dem elektrischen Gejaule hier wird man ganz verrückt.


Comments:

There are 0 Kommentare for Wuuuuiiiiiuuuiiiiuuuuiiii statt Tatütata

Kommentar veröffentlichen