| | Posted On Montag, 30. Mai 2011 at 08:00

Da ist er nun der erste Job! Fruit Picking - Mandarinen und Zitronen auf einer großen Plantage ernten, ein typischer Backpackerjob also. Von den Arbeitsbedingungen und der Bezahlung haben wir erst im Laufe des ersten Tages erfahren: Angefangen wird morgends um 7:00 (völlig in Ordnung) und dann wird normalerweise bis 17:00 Uhr gearbeitet. Bezahlt wird nach gepflückter Menge, also nach ca 1m^3 großen Körben ("Bin"): Für Mandarinen gibt es 100$ / Korb und für Zitronen 62$/Korb. (Unterschied auf Grund der Größe). Man muss also wirklich schnell arbeiten, wenn man den gesetzlichen Mindestlohn (18$/h) bekommen moechte. Allerdings waren wir froh überhaupt einen Job gefunden zu haben.

Der erste Tag war ziemlich unorganisiert, die nächsten Tage waren nicht besser. Ungefährer Ablauf: Man nimmt sich den Traktor, den man am Vortag hatte und fährt dann mit 1-3 Anhängern (je 3 Bins) in die Plantage. Am zweiten Tag wurde ich der Traktorfahrer, weil gerade kein anderer da war. Man bringt sich das Fahren damit einfach selbst bei. Die fehlende Handbremse stört einen irgendwann auch nicht mehr.
In der Plantage geht man dann in die Reihe, in der man am VOrtag war und fängt an zu pflücken. Meistens braucht man dafür Leitern. bisher war es so, wenn man ein MAndarinen-Bin voll hat (egal mit wievielen Leuten) darf man in die Zitronenplantage fahren und pflückt da nach dem gleichen Muster. Wenn es dann langsam dunkel wird, tuckert man zurück - versucht es jedenfalls.

Die Zitronenplantage steht in jeder Reihe teilweise so stark unter Wasser, dass man JEDES MAL auf dem Weg zurück zur SCheune mit dem Traktor stecken bleibt. Dann muss man den Chef anrufen, der kommt mit einem grossen Traktor und zieht einen raus. Je nach dem wieviele schon vorher in ihrer Reihe steckengeblieben sind, kann das schon mal ne Stunde dauern.

Chaotisch wird es, weil man ja am nächsten Tag wieder mit anderen Leuten arbeiten kann, die in einer anderen Reihe waren...also sucht man sich wieder eine (wahllos) aus und pflückt.

Auf den Stundenlohnt kommt man also definitiv NICHT. Das liegt zum einen an den Verzögerungen mit den Traktoren und zum anderen daran, dass die MAndarinen schon ziemlich abgeerntet sind und man daher sehr sorgfältig nach ausreichend grossen Exemplaren suchen muss. Marlen und ich haben innerhalb von 5 Tagen Arbeit einen durschnittlichen Lohn von 12,50$/h raus. Also unter aller Sau...Das man Abends trotzdem fix und fertig ist, muss man wohl keinem erklären. Auf Baustellen gibt es wohl 30$ aufwärts und die Arbeit ist nicht anstrengender.

Trotzdem gibt es Backpacker, die dort schon seit über einem Monat arbeiten und auch Australier pflücken dort. Irgendwas muss denen da gefallen, was uns wohl bisher verborgen blieb. Die von den Dornen zerkratzten Unterarme sind es sicherlich nicht. Aber auch daran gewöhnt man sich. Auch deren Unterkünfte können es nicht sein, für 180$/Woche schlafen sie in einem schäbigen Working Hostel und müssen sich um wenige Duschen streiten (irgendwann ist auch das warme Wasser aufgebraucht), Abends auch noch Essen kochen und sind auf die Sammeltransporte zur Arbeit angewiesen.

Marlen und ich genießen dagegen den "Luxus" bei dem australischen Ehepaar.Warme, saubere Dusche, jeder ein eigenes Zimmer mit bequemen Bett und wenn wir heimkommen gibt es immer leckeres, warme Essen. Für mich ist das auch das einzige was mich hier noch hält. Zwar suche ich immer noch nach anderer Arbeit, aber so viel gibt es davon auf dem Land nicht. Man kann sich also fast wie zuhause fühlen. Ich glaube ich werde im nächsten Eintrag ausführlicher von hier berichten.

Leider ist der Job nicht wirklich sicher. Jetzt am Wochenende müssen wir beide Tage zuhause bleiben: Die restlichen Mandarinen an den Bäumen sind noch zu klein und die Lager voll mit Zitronen. Als "selbstständige" Arbeiter (und nicht über ein Working Hostel) werden wir beide wohl die ersten sein, die von heute auf Morgen gehen dürfen, wenn es zu wenig Arbeit gibt. Also halten wir die Augen nach Alternativen offen.

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